Auch hier kann ich nicht umfassender formulieren und zitiere - gekürzte - Beschreibungen z.B. aus dem "Neuseelandhaus-Newsletter" vom 16.5.1999:
Whakatane: Das Paradies am Tor zur Hölle
"Der Erzengel Gabriel hat bei der Vertreibung aus dem Paradies offenbar ein Auge zugedrückt. Anders läßt sich die Existenz der Region Whakatane auf der neuseeländischen Nordinsel kaum erklären. Der üppig grüne Landstrich an der Bay of Plenty, der Bucht des Überflusses, gehört zu den sonnenreichsten Plätzen der Welt. Süße, verführerische Früchte gedeihen hier in Hülle und Fülle. Die artenreichen Tauchgründe vor der Küste verlocken ebenso zum Abenteuer wie die unberührten Urwälder des Hinterlandes, und auf Sonnenanbeter warten schneeweiße Sandstrände. Aber wie zur Erinnerung an den Sündenfall ist dieser Garten Eden von Höllenfeuern umringt: Mitten in der Bay of Plenty dampft und brodelt White Island, Neuseelands aktivster Vulkan. Und nur eine Stunde von Whakatane entfernt, im Thermalgebiet "Hell´s Gate", dem "Höllentor", öffnet sich ein Zugang zu den feurigen Kräften der Unterwelt.
Mit rund 14.000 Einwohnern ist Whakatane der größte Ort und das wirtschaftliche Zentrum der östlichen Bay of Plenty. Hier herrscht angenehm wenig Verkehr und maritime Gelassenheit. "Sonne ist so eine Art Gewohnheit bei uns", erklärt der Wirt einer Strand-Bar und verweist stolz auf einen Rekord Whakatanes: Mit über 2.000 Sonnenscheinstunden im Jahr gehört die Stadt zu den drei sonnigsten in Neuseeland. Das will natürlich genutzt sein, und Gelegenheit dazu bietet die größte Attraktion der Stadt: der mehr als 11 Kilometer lange, traumhafte Sandstrand von Ohope Beach. Die schmale Landzunge lockt Sonnenanbeter und Wassersportler gleichermaßen an. Und auch wir lassen unseren ersten Tag in Whakatane mit einem ausgiebigen Sonnenbad enden.
Das Mündungsgebiet des Whakantane River gehört zu den ältesten Siedlungsplätzen der Maori, der polynesischen Ureinwohner Neuseelands. Schon Mitte des 12. Jahrhunderts bauten die Maori hier Festungen, sogenannte Pas - 500 Jahre bevor die ersten Pakeha, die Europäer, Neuseelands Boden betraten. Toi Pa, die wahrscheinlich älteste Maori-Festung Neuseelands, thront auf dem bewaldeten Höhenrücken zwischen der Stadt und Ohope Beach.
Zentrum der Maori-Kultur in Whakatane ist der Pohaturoa Rock, eine markante Felsnase mitten im Stadtgebiet. Sie ist für die Maori ein heiliger Ort, an dem sie sich früher zu rituellen Feiern trafen. Heute umgibt den Felsen ein kleiner Park, in dem unter anderem ein kunstvoll geschnitztes Kriegskanu der Maori zu bewundern ist. Am Pohaturoa beginnen mehrere Wanderwege durch die Geschichte Whakatanes. Einer der schönsten führt den Höhenrücken hinauf zum Toi Pa durch dichten, üppigen Wald, vorbei an den Wairere Wasserfällen. An der höchsten Stelle, am Kohi Point, liegt uns das ganze Paradies zu Füßen: die weißen Strände, die grünen Urwälder des Hinterlandes, die blaue Bay of Plenty mit ihren Inseln, und am Horizont grüßt die graue Rauchsäule von White Island.
Rund 60 Kilometer östlich von Whakatane liegt das Städtchen Opotiki, ein Zentrum der Maori-Kultur. Hier stoßen wir unerwartet auch auf deutsche Spuren. Denn der friedliche Badeort hütet in der Holzkirche St. Stephen the Martyr eine schaurige Sehenswürdigkeit: die blutgetränkte Bibel des deutschen Missionars Carl Sylvius Volkner. Der Gründer der Kirche fiel 1865
- während der Landkriege zwischen Briten und Maori - Anhängern der radikalen Hauhau-Sekte zum Opfer.
Mit 200.000 ha ist der Urewera Nationalpark der drittgrößte Neuseelands, und er schützt den größten zusammenhängenden Urwald der Nordinsel. Der Regenwald reicht bis auf die Gipfel der Berge hinauf. Man kann tagelang unterwegs sein, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Mehrere Pfade führen über Berge durch tief eingeschnittene Schluchten und dampfende Urwälder, vorbei an schäumenden Wasserfällen und stillen Seen. Kurze Wanderungen sind hier ebenso möglich wie mehrtägige Touren mit Maori-Führern. Sie vermitteln dabei nicht nur wertvolles Wissen über die Tier- und Pflanzenwelt, sondern erzählen auch vom legendären Stamm der Tuhoe, den "Kindern des Nebels", denen einst das ganze Gebiet gehörte.
Bevor wir das Land um Whakatane verlassen, machen wir noch seiner Ahnfrau die Aufwartung. Die Dame steht einsam auf einem kleinen Felskegel am Eingang zu Whakatane Harbour und streckt graziös ihre bronzene Nase in den Seewind. Die Statue erinnert an die Häuptlingstochter Wairaka, ohne die es heute vermutlich keine Maori hier gäbe. Denn als deren Vorfahren vor Urzeiten an der Küste der Bay of Plenty landeten, gingen die Männer zunächst allein an Land, als ein plötzlich aufkommender Wind das Kanu mit den Frauen wieder aufs Meer hinaustrieb. Für weibliche Maori aber war es ein strenges religiöses Tabu, ein Ruder auch nur zu berühren. Angesichts der Gefahr setzte sich Wairaka jedoch mutig darüber hinweg. Mit dem Ausruf "Ka Whakatane Au i Ah au - Ich werde handeln wie ein Mann" ergriff sie ein Ruder und steuerte das Boot wohlbehalten zur Küste. So sicherte Wairaka mit einem Tabubruch die Nachkommenschaft der Maori - und die Gegend hatte ihren Namen weg. Auch wenn die Häuptlingstochter "whakatane", also "wie ein Mann", gehandelt hatte - ihr Aussehen ist alles andere als männlich. Wie sie so dasteht, schlank und hochgereckt auf ihrem Felsen, erinnert die Statue von Wairaka eher an einen Engel, der das Tor zum Paradies bewacht.
........... und weiter aus dem "Neuseelandhaus-Newsletter" vom 20.07.2003:
WHALERIDER
Neuseelands erfolgreichster Film
Whalerider - Die
magische Geschichte vom Mädchen, das den Wal ritt.
Erzählt wird die Legende vom Walreiter und seinen Nachkommen bis
hinein in die Gegenwart.
In der Nähe von Gisborne an der Ostküste lebt dieser Maori-Stamm.
Es ist eine sehr bewegende Geschichte der mutigen 12-jährigen
Paikea, einem Maori Mädchen, das einen einsamen Kampf gegen ihren
sturen Grossvater (auf Maori: Koro) Apirana und den alt eingesessenen
Traditionen führt. Ihr Zwillingsbruder, der zusammen mit der
Mutter kurz nach der Geburt stirbt, war der männliche Häuptlingsnachfolger
der Familie. Paikeas Vater, der nach diesem Ereignis
davonläuft, lebt und arbeitet als Künstler in Europa und Deutschland.
Paikea wächst bei den Grosseltern auf und sehnt sich nach der
Liebe des Koro. Er weigert sich, Paikea, die viele Voraussetzungen
für eine weibliche spirituelle Anführerin besitzt, anzuerkennen.
Die Jungen aus dem Dorf erlernen unterdessen die Fähigkeiten eines
Häuptlings, wie Tapferkeit, Zähigkeit, Ueberzeugungskraft,
Entscheidungsstärke und einen guten Draht zu den Mächten der Natur.
Paikea belauscht sie und lernt viel dazu, auch von ihrem Onkel, dem
Bruder ihres Vaters. Als ihr Vater zu Besuch kommt, zeigt er Fotos
von seinen Kunstwerken und von seiner neuen deutschen Freundin, die
von ihm schwanger ist.
Paikea's Kampf kann er nicht unterstützen. Ihr hilft zum Schluss
nur noch ihre spirituelle Magie.
Whalerider ist ein Film, der den Widerspruch der alteingessenen
Maori-Traditionen und der modernen weissen neuseeländischen
Gesellschaft widerspiegelt. Paikea verkörpert die Verbindung
zwischen diesen alten rituellen Traditionen, einer entstehenden
Emanzipation und der gelebten Moderne. Sie haucht den verblassten
Ritualen neue Lebenskraft ein und gibt damit der Dorfgemeinschaft
ein neues Lebensgefühl. Zu der Mystik dieser Geschichte gehören
die traditionellen Gesänge in Maori, bei der sie die Götter um
Rat und Hilfe anflehen. Hilfe kommt aber erst, nachdem Paikea ihre
gefühlvollen Lieder singt.
Alles klingt teilweise wie ein Märchen aus alten Zeiten. Aber
diese Geschichte spielt auch in der Gegenwart. In der Realität
wird die Bewahrung der überlieferten Traditionen bei den Maori
mehr und mehr wieder in den Vordergrund gestellt und neu erlernt.
Es ist nichts ungewöhnliches an diesem Roman für die Maori, denn
teilweise leben sie in den kleineren Orten noch heute so. Die
Szenen und Lieder am Marae sind nichts aussergewöhnliches, denn
sie finden an jedem Marae in Neuseeland noch heute so statt. Die
hervorragenden Hauptdarsteller zusammen mit der grossartigen
Neuentdeckung von Keisha Castle-Hughes als Paikea lassen diesen
Roman zu einem unvergesslichen Kinoerlebnis werden. An Originalschauplätzen
der teilweise rauhen Ostküste wurde dieser Film mit
Laiendarstellern in den Nebenrollen gedreht. Die hervorragenden
Landschaftsaufnahmen mit den satten Farben, die berauschenden
Unterwasseraufnahmen der Wale, einfache und sehr gefühlvolle
Szenen beeindrucken nachhaltig.
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