Eines Tages ging Tanemahuta (Gott, Wächter des Waldes) durch den Wald. Er schaute hinauf zu seinen Kindern, den Bäumen, die sich zum Himmel reckten, und bemerkte, daß sie begannen krank zu werden,weil sie von Käfern zerfressen wurden.
Er sprach mit seinem Bruder Tanehokahoka, der sogleich alle seine Kinder, die Vögel des Himmels, zusammenrief.
Tanemahuta sprach zu ihnen:
" Etwas verzehrt meine Kinder, die Bäume. Ich brauche einen von euch, der aus den Baumkronen herunter kommt und fortan auf dem Boden lebt, so daß meine Kinder und auch eure Heimat gerettet werden können. Wer will kommen?"
Alles war still, und kein Vogel gab einen Laut.
Tanehokahoka wandte sich an Tui (Flötenvogel):
"He, Tui, willst du vom Blätterdach herunterkommen?"
Tui schaute an den Bäumen hinauf und sah das Sonnenlicht durch die Blätter sickern, er sah hinunter zum Waldboden und sah die kalte, dunkle Erde und schüttelte sich.
"Nein, Tanehokahoka, es ist zu dunkel und ich fürchte mich vor der Dunkelheit."
Alles war still, und kein Vogel gab einen Laut.
Tanekohakoha wandte sich an Pukeko ( Sumpfhuhn ):
"Pukeko, willst du herunterkommen?"
Pukeko sah an den Bäumen hinauf und sah das Sonnenlicht durch die Blätter sickern, er sah hinunter zum Waldboden und sah die kalte, dunkle Erde und schüttelte sich.
"Nein, Tanekohakoha, es ist zu feucht, und ich möchte nicht, daß meine Füße nass werde."
Alles war still, und kein Vogel gab einen Laut.
Tanehokahoka wandte sich an Pipiwharauroa ( Kuckuck ):
"Pipiwharauroa, willst du vom Dach des Waldes herunterkommen?"
Pipiwharauroa schaute an den Bäumen hinauf und sah das Sonnenlicht durch die Blätter sickern. Pipiwharauroa schaute sich um und sah seine Familie an.
"Nein, Tanehokahoka, ich bin im Moment damit beschäftigt, mein Nest zu bauen."
Alles war still, und kein Vogel sprach. Die Traurigkeit im Herzen Tanehokahokas war groß, weil er wußte, daß nicht nur sein Bruder seine Kinder verlieren würde, wenn keines seiner Kinder aus den Baumkronen herunterkommen wollte. Auch die Vögel hätten dann keine Heimat mehr.
Tanehokahoka wandte sich an Kiwi:
"He, Kiwi, willst du vom Blätterdach herunterkommen?"
Kiwi sah an den Bäumen hinauf und sah das Sonnenlicht durch die Blätter sickern. Kiwi schaute sich um und sah seine Familie an. Kiwi schaute zur kalten, feuchten Erde. Nachdem er sich noch
einmal umgeschaut hatte, wandte er sich an Tanehokahoka und sagte:
"Ich will."
Die Freude in den Herzen von Tanehokahoka und Tanemahuta war groß, denn dieser kleine Vogel gab ihnen Hoffnung. Doch Tanemahuta mußte Kiwi auch warnen vor dem, was geschehen würde.
"He, Kiwi, bevor du dies tust, solltest du dir im Klaren sein, was geschieht. Du wirst dick und plump werden, du wirst starke Beine und Zehen bekommen mit denen du Holzscheite am Boden auseinanderreißen kannst, du wirst deine wunderschönen bunten Federn und deine Schwingen verlieren und du wirst nie mehr in die Baumkronen zurückkehren können. Du wirst nie mehr das Tageslicht sehen."
Alles war still, und kein Vogel gab einen Laut.
"He, Kiwi, willst du vom Dach des Waldes herunterkommen?"
Kiwi warf einen letzten Blick auf die Sonnenstrahlen, die durch die Bäume flimmerten und sagte ihnen leise Lebewohl. Kiwi warf einen letzten Blick auf die anderen Vögel, auf ihre Schwingen und ihre bunten Federn und sagte allem ein leises Lebewohl. Nachdem er sich noch einmal umgesehen hatte, wandte er sich an Tanehokahoka und sagte:
"Ich will."
Dann wandte Tanehokahoka sich an die anderen Vögel und sprach:
"He, Tui, weil du dich so sehr gefürchtet hast herunterzukommen, sollst du von nun an zwei weiße Federn an deiner Kehle tragen, die dich als Feigling ausweisen.
Pukeko, weil du dir deine Füße nicht nass machen wolltest, sollst du für immer im Sumpf leben.
Pipiwharauroa, weil du zu beschäftigt warst, dein Nest zu bauen, wirst du von nun an niemals wieder ein Nest bauen, du wirst deine Eier in anderer Vögel Nester legen.
Aber du Kiwi, weil du ein großes Opfer gebracht hast, sollst der bekannteste und der am meisten geliebte Vogel von allen sein.
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