Vor vielen Jahren, als wir uns auf eine Islandreise vorbereiteten, hörten wir zum erstem Male etwas vom sogenannten
"Islandfieber". Dies befällt manche Reisende und führt diese wie zwanghaft immer wieder dorthin zurück. So muss es auch ein
"Neuseelandfieber" als Reisefieber geben, denn so ergeht es mir, meiner Brigitte und vielen anderen. Nicht von ungefähr
bleiben so manche Urlauber für immer in Neuseeland "hängen", wie unser Reiseleiter Wilhelm.
Was ist es wirklich, was uns so fasziniert? Ich kann hier nur versuchen, meine Eindrücke in faden Worten
niederzuschreiben, man kann diese Gefühle nur selbst erleben. In Form einer Liste möchte ich nur einige Stichworte anführen,
damit der geneigte Leser und ggf. Neuseelandbesucher selbst auf die von mir beschriebenen Beobachtungen achten kann.
- Knapp 4 Millionen Einwohner hat das Land (2003) - viel Platz also für die Bewohner (= 14,7 EW pro Km2) und
Urlauber.
- Es macht noch wirklich Spass, mit Auto, Bus oder Wohnmobil unterwegs zu sein. Manchmal - vor allem auf der
Südinsel - kann es eine viertel oder auch halbe Stunde dauern, bis einmal ein Fahrzeug entgegenkommt.
- Gefühl der totalen Sicherheit bei Tag und bei Nacht, ohne Angst vor Beraubung oder Überfällen.
- Unbekannt intensives Licht und damit leuchtende Farben der Landschaften und aller Details, vor allem
bemerkt und erlebt auf der Südinsel z.B. im Abel Tasman NP oder am Lake Wanaka.
Licht und Farben am Lake Wanaka
- Keine (fast keine) Luftverschmutzung, vor allem weil es keine Schwerindustrie und nur relativ wenige Autos - auf
die Fläche des Landes bezogen - gibt.
- Superklarer Sternenhimmel, weil keine Lichtverschmutzung den Blick trübt.
- Die völlige Einsamkeit und Ruhe in der Natur, abseits der Touristenwege natürlich.
- Die auf kurzen Entfernungen wechselnden Landschaften und Landschaftstypen (Bilderbuch- oder Modelleisenbahnlandschaften).
- Schließlich die beeindruckenden Maori, kraftvolle und dynamische, manchmal wild aussehende Gestalten.
- Die für uns geheimnisvolle Maori Kultur mit ihren Versammlungshäusern und ihren Schnitzkunstwerken daran.
- Die gefühlvollen Lieder beim Poi-Tanz der Frauen oder die schauerlichen Kriegsgesänge der Männer, die eine
Gänsehaut hervorrufen.
- Die Maori Kultstätten wie z.B. Cape Reinga, wo der Sage nach die Seelen der Verstorbenen an einem Pohutukawabaum
ins Meer herabsteigen, um in ihre Heimat nach Hawaiki zurückzukehren. Hier kann man die spirituelle Welt der Maori unmittelbar
fühlen und ggf. nachvollziehen.
- Aus dieser Gedankenwelt heraus ist ein Totenkult unseres Verständnisses nicht nötig. Die verstorbenen Ahnen werden
anläßlich jeder Versammlung geehrt, in der Vorstellung der Maori sind sie spirituell sogar zugegen. Folgerichtig gibt es auch
keine Friedhöfe, allerdings einige wenige Gedenkstätten für besonders ranghohe und bedeutende Stammesfürsten (zB. auf
der Otago Halbinsel).
Marae in Gisborne
- Die vollkommen an der Natur ausgerichtete Gedankenwelt der Maori, die uns als sog. zivilisierte Menschen schon (fast)
völlig abhanden gekommen ist.
- Der Neuseeländer an sich lebt in einer liberalen Gesellschaft so nach dem Motto "Jedem seine Meise lassen". Er ist
freundlich, hilfsbereit, tolerant und gelassen. Und er hat alle Zeit der Welt für andere. "Where do you come from?" ist
der erste Satz, nachdem er dich als Fremden erkannt hat, dann zeigt er sich sehr interessiert und mitteilsam.
Das alles gilt allerdings nur bedingt für Aukland und Wellington. Hier ist Eile, Hektik und Stress angesagt.
Eigentlich bin ich jetzt ganz froh, dass dieser Ausflug in meine Empfindungen überhaupt zustande gekommen ist. Ich habe
einige Zeit daran gesammelt, geknabbert und gezweifelt, ob ich das überhaupt veröffentlichen soll. Vielleicht kann aber doch
jemand etwas damit anfangen!
Zum Abschluß dieses Kapitels möchte ich noch das Gedicht, das wir für Wilhelm’s Gästebuch am Ende der Reise
in Whakatane gebastelt haben, anführen:
Fünf Limericks für Wilhelm’s Gästebuch:
Selbst in der Mitte von nirgendwo
findet Willem einen Dösbaddel irgendwo.
Am Taranaki macht's ihm keine Mühe,
bereitzustellen fotogene Kühe
und ´nen Mikrowellenbriefkasten sowieso.
Zwölf Leute und ein Guide
durchquerten Neuseeland lang und breit.
Probleme mit Haken und Ösen
waren manchmal zu lösen.
Am Ende war Zufriedenheit.
Durch Landschaft und Natur bereichert,
mit Geschichte und Kultur erweitert,
das Leben der Maoris mit ihren Sorgen
sind uns verständlich geworden.
Von Barney's Geschichten sind wir begeistert.
Die Reise war ganz wunderbar,
das Wetter auch stets sonnenklar.
Unterwegs wurde mal ein Schaf gerettet
Und auch im Lotto gar gewettet.
Dafür danken Hartmut und Brigitte Spahr.
Wollt ihr uns erreichen je
unter Spahr H und B
ihr werdet finden einen ungewöhnlichen Bericht
über Neuseeland aus unserer Sicht
im Internet: www.spahrweb.de
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