Porto Santo-Karte
 09:30Wanderung zum Fährhafen von Vila
  Wanderung um das Ostkap der Insel
  Wanderung durch die Serra de Fore
  Rückwanderung über die Portela-Aussicht
 16:00Rückkehr zum Hotel
  Weglänge: 12 Km
  Gehzeit :
  Aufstieg: 100 m
  Abstieg : 100 m
 19:00Abendessen im Hotel
 23:00Umzug zur Sonnenwendfeier in Vila
  Ü: Hotel Torre Praia

Ostkap, Serra de Fore, Festzug

So. 23.06.1996

Wetter um: 09:00Starke Bewölkung
Temperatur: 09:0022,0°C
Wetter tags: angenehm, bis 24°C, leichte Bewölkung, später Sonne

Brigitte  

Brigitte:

Zum Frühstück im Freien begrüßt uns unser Mischlingshund. Deshalb also ist er uns gefolgt. Als er nun endlich merkt, daß bei uns nichts zu holen ist, ignoriert er uns künftig.

Der Himmel ist heute stark bewölkt und es ist etwas kühl. So unternehmen wir die Wanderung zur Ostküste der Insel, vorbei am Hafen. Um 10 Uhr legt die Fähre aus Madeira / Funchal an. Und wer kommt uns jetzt entgegen? Lars mit seiner Mutter Gerda. Sie haben ja noch eine Woche Aufenthalt in Funchal gebucht und jetzt schon alles Sehenswerte abgelaufen. Sie langweilen sich und sehnen sich nach der guten Luft von Prazeres. Von Sonja, die gerade die ASI-Ostwanderung macht, berichten sie. Ihr gefällt es in der neuen Wandergruppe überhaupt nicht. Der Wanderführer (Walter) sei muffig und sprechfaul. Hoffentlich haben wir nächste Woche mehr Glück. Urrers aus Gießen fanden angeblich das Hotel "Jardim Atlantico" in Prazeres auch besser als das in Caniço.

Wir wandern weiter am Hafen und dem neuen Elektrizitätswerk der Insel, wo riesige Dieselmotoren Turbinen antreiben werden, vorbei, durch Abfallhalden mit Bauschutt und sonstigen Feststoffen und schließlich einen steilen Schotterhang hinauf. Als kein Pfad mehr erkennbar ist, wollen wir schon umkehren. Gut, daß wir neugierig weitergehen und auf einen Weg gelangen, der uns zwischen Felswänden und hoch über eine steile und wilde Küste führt. Der Blick zurück über die Küstenlinie zeigt die kleine vorgelagerte Insel mit dem Leuchtturm des Ostkaps. Weiter kommen wir zu einem etwa 50 Meter langem Tunnel, der uns auf die nordöstliche Küstenseite bringt. Hier zeigt sich eine völlig andere Landschaft. Die Berghänge bestehen aus reinem, festgebackenen Sand und der Wind hat bizarre Muster in diesen gezeichnet.

Auf dem Weg liegt ein toter Wiedehopf. Diese Vögel haben wir zuvor schon zweimal gesehen. Hier ist der Weg breit und neu hergerichtet. Wir nehmen an, daß der Sand hier abgebaut wird. Nach einiger Zeit erreichen wir -wie in der Karte eingezeichnet- die geteerte Autostraße, die nach Norden und weiter nach Vila führt. Auf dieser Straße bleiben wir bis Vila, zuerst durchqueren wir die "Serra de Fora", eine unwirtliche Gegend. Trotzdem kommen wir an bewohnten Häusern vorbei und wir fragen uns, wovon die Menschen hier leben. An den Hängen sind wie in Madeira Terrassenfelder zu erkennen, diese sind aber nicht bewirtschaftet, sondern schon länger dem Verfall preisgegeben. Nur die Vorgärten sind meist gepflegt.

Am Aussichtspunkt "Portela", dem höchsten Punkt unserer Wanderung, halten wir uns einige Zeit auf und genießen den schönen Blick über die ganze Insel, auf den Hafen, den Flughafen, den Hauptort Vila, und den ganzen Strand entlang bis nach Calheta, natürlich auch auf die benachbarten Berge Pico do Castelo und Pico do Facho (Fackelberg) und im äußersten Westen den Pico de Ana Ferreira und den Pico das Flores. Später verlassen wir kurz die Straße, um uns die Kirche "Rocha da Nossa Senhora" näher anzusehen. Leider ist sie verschlossen. Auf einer kurzen Allee steigen wir herab über die typischen, rundgeformten Treppen aus kleinen Basaltsteinen zurück zur Straße. Heute bekommen wir zu Gesicht:

  • einige Monarchfalter
  • jede Mengen Eidechsen
  • Möven
  • Sperlingsvögel, die in den hohen Palmen ihre Nester haben
  • kleine Vögel grau-weiß gestreift mit roten Füßen und langem, spitzen Schnabel, spatzengroß, an Regenpfeifer erinnernd

Vorbei an schönen und gepflegten Häusern kommen wir schließlich gegen 16 Uhr im Hotel an. Zum Strand lockt es uns heute nicht mehr, also ruhen wir uns von der recht langen Wanderung bis zum Abendessen aus. Dieses besteht aus Geflügelsalat, Salatsuppe, Putenbraten oder gekochte Brasse und Obstsalat.

Später gehen wir zum Marktplatz, wo ab 22 Uhr ein Umzug stattfinden soll. Wir warten, sitzen nahe dem Rathaus auf einer Bank und beobachten die Einheimischen. Aber nichts tut sich. Die Straßen sind mit Seilen abgesperrt und seit 21:30 Uhr stellen sich die Leute am Straßenrand auf. Eine ziemlich korpulente Dame spricht ewig lang von der Bühne herab und verliest seitenweise Texte. Wir verstehen natürlich kein Wort und hätten gerne gewußt, worauf wir eigentlich noch warten. Erst kurz vor 23 Uhr bewegt sich was. Die erste Gruppe aus Campo de Baixo [Mascha de Campo de Bascho] erscheint. Kinder tragen Blumengirlanden, junge Mädchen und Burschen Körbe mit Brot und Trauben, danach zieht eine Musikkapelle vorbei und schließlich ein mit Früchten und Blumen geschmückter Wagen. Nach jeweils einer längeren Pause kommen die Gruppen aus Campo de Cima, aus Vila Baleira und als letzte aus Camacha [Mascha de Camascha], die das Sonnenwendfeuer recht gelungen darstellt. Dies ist wohl die beste Gruppe. Die Festwagen aller Gruppen sind üppig mit Blumen geschmückt. Der Wagen von Vila zeigt Wäscherinnen und Madeira-Spitzen, der Fahrer ist unter den vielen Blumen kaum zu erkennen. Die Fußgruppen tanzen und singen meist das einstudierte Lied von Joao. Es ist wie im Karneval.



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