Die Catlins

Vergessenes Paradies


 

Die Catlins:

Sa. 15.11.2003

Wetter morgens:09:006° C, windig, sonnig mit Wolken
Wetter mittags:12:008° C, windig, sonnig mit Wolken
Wetter nachmittags:17:0015° C, windig, fast ohne Wolken
Wetter abends:21:308° C, windstill

 

Da ich auch dies nicht besser formulieren könnte, zitiere ich - gekürzte - Beschreibungen z.B. aus dem "Neuseelandhaus-Newsletter" vom 16.03.2003:

VON DUNEDIN DIREKT IN DIE CATLINS

"Die Southern Scenic Route, die an den Catlins vorbei von Dunedin nach Te Anau und zum Milford Sound führt, ist eine der ältesten touristischen Strecken Neuseelands. Viele Besucher scheün jedoch vor der Schotterstrasse durch Neuseelands einsamste Gegend zurück und folgen dem gut ausgebauten Highway 1 - und verpassen auf diese Weise nicht weniger als das Wesentlichste ihres Neuseelandbesuchs. Denn hier, am Südzipfel der Südinsel, können Besucher noch das urwüchsige Neuseeland von vor 10 oder 20 Jahren geniessen - ein Relikt, das mit jedem Jahr, indem Neuseeland weiter vom Tourismus erschlossen wird, kostbarer wird.

Die Scenic Route biegt vom Ortskern Balclutha ab. Jedes Jahr dehnt sich der geteerte Teil der Strecke aus, so dass sich der Schotter mittlerweile auf 30 km zwischen Papatowai und den McLean Falls reduziert hat. Erster Anlaufpunkt in den Catlins nach Balclutha ist Nugget Point, mit dem malerischen Leuchtturm, der einsam auf der Klippe sitzt und über ein paar Felsen im Meer wacht. Unweit des Nugget Points gibt es auch Übernachtungsmöglichkeiten und viel Wildlife zu sehen. Als nächstes lohnt sich ein Abstecher zur Cannibal Bay (so genannt weil dort tatsächlich menschliche Knochen gefunden wurden) um nach Seelöwen Ausschau zu halten. Nun geht es weiter nach Okawa, von wo aus ein Seitenweg zu den Jack's Blowholes - ebenfalls auf einer Schotterstrasse - führt. Der Anblick der rauhen Bucht allein entschädigt bereits für den rumpeligen Anfahrtsweg. Wer zu den Blowholes will, muss nun noch einen 30minütigen Fussmarsch über hügeliges Farmland auf sich nehmen, die Ausblicke entschädigen jedoch für den vergossenen Schweiss.

Wer will kann auf der kleinen Nebenstrasse weiterfahren, bis er bei Maclennan wieder auf die Scenic Route stösst. Nächster Halt ist ein kurzer Abstecher (2 km) zu den Cathedral Caves, die allerdings jeden Tag nur wenige Stunden bei Ebbe zu begehen und zu sehen sind. Am besten die Einheimischen fragen, wann gerade Ebbe ist. Solange Flut herrscht, ist die Anfahrtsstrasse zum Parkplatz über den Höhlen gesperrt. Bei Ebbe erwartet Besucher ein 20minütiger Fussmarsch zum Strand hinunter und ein eindrucksvoll geformter Höhleneingang. Der Blick vom Inneren der Höhle auf das weite Meer ist ein begehrtes Fotomotiv. "

 

......... und weiter aus dem "Neuseelandhaus-Newsletter" vom 12.05.2002:

DIE CATLINS

"Hier gab es nichts, was den Wind hätte aufhalten können. Von Westen kam er über die Tasman See heran und fegte wie ein Bürste übers Land. Die kleine Baumgruppe, die unweit des Slope Point überlebt hatte, sah aus, als hätte man ihr eine Sturmfrisur verpasst. Meterhohe Wellen prallten an die Klippen und schossen in die Höhe, dass die Gischt über die Felsenkante spritzte. An Neuseelands südlichstem Punkt war die Natur zuhause. Schön. Wild. Und einsam. "Hierher", das wusste Duncan Bowman, seit er mit seiner Frau Ann-Maree vor mehr als zwei Jahren in die Catlins gezogen war, "kommen nur wenige Menschen." Das Ehepaar hatte das Nadir Outpost eröffnet. Seitdem warb es in eigener Sache mit der "südlichsten Unterkunft und dem südlichsten Laden" auf Neuseelands Südinsel. Im ersten Jahr zählten die beiden 4000 Besucher. Als ein schlechter Sommer folgte, ebbten die Zahlen ab.

"Die Leute", erzählte uns Duncan beim Abendessen, "sind einfach weiter gefahren." Doch gute Tage sind eben selten in den Catlins. Und Besucher auch. Obwohl die "Southern Scenic Route" von Dunedin zum weltberühmten Milford Sound die Catlins schneidet, ist diese Region selbst vielen Neuseeländern kaum ein Begriff. Während das Cape Reinga oder das Eastcape auf der Nordinsel in zig Reiseführern erwähnt wird, existiert vom Slope Point bisher nicht mal eine Postkarte. Zudem galt der Ort Bluff bei Invercargill lange Zeit als Neuseelands südlichster Punkt. Die Sache wurde geklärt, ein Schild aufgestellt. Mehr nicht. Am Slope Point gibt es keine Visitor Information, keinen Busparkplatz, kein Cafe. Überhaupt ist die touristische Struktur in den Catlins wenig entwickelt. Noch sind etliche der Strassen nicht asphaltiert sondern nur geschottert. Hat es geregnet, und das tut es an mehr als 200 Tagen im Jahr, verwandeln sich die Pisten in Schlammstrecken.

Unterkünfte sind rar, Tankstellen und Supermärkte ebenfalls. Nur hier und da gibt es einen kleinen Laden. Die Landschaft ist mehr rauh als spektakulär. Und versprüht doch eine Menge Charme. Eine felsige Küste, Flüsse, Wälder und sattgrünes, hügeliges Farmland: das sind die Catlins.

"Hier kommt keiner raus"
Es waren vor allem die schottischen Einwanderer, die das heutige Gesicht dieser Region geprägt haben. Unter ihren Äxten fiel in der dichtbewaldeten Catlins Baum um Baum. Die rund 150 Kilometer entfernte Stadt Dunedin verlangte nach Holz; und das beste Holz lieferte der hier wachsende Rimu Baum. In der Zeit von 1860 bis 1950 soll es in den Catlins weit über 150 grössere und kleinere Sägemühlen gegeben haben. Als diese ausgedient hatten, blieb ein geplünderter Landstrich zurück.

Über Nacht war der Regen über die Catlins hergefallen. Als er sich am folgenden Mittag ausgetobt hatte, brachen wir zur Curio Bay auf. An den beiden Tischen vor dem Geschäft am Motorcamp sassen ein halbes Dutzend Leute in der Sonne und blickten dem einsamen Schwimmer nach, der sich im kalten Wasser tummelte. Es dauerte nicht lange, da tauchten die ersten Rückenflossen auf. Drei Hector Delfine umkreisten den jungen Mann, verschwanden wieder und kamen zurück. "Später, wenn die Flut nachlässt", erzählte einer aus der Runde am Tisch und deutete mit einer Hand auf die Wellen, die sich draussen an den Riffen brachen, "dann kann man noch mehr von ihnen sehen." Man ist der Natur eben sehr nahe in den Catlins, läuft ihr genaugenommen ständig über den Weg.

Wenn die Ebbe einsetzt, dann gibt das Wasser in der Nähe der Curio Bay den Blick auf einen versteinerten Wald frei. Stämme und Stümpfe sind dann klar im Felsen zu erkennen. Das Alter dieses Petrified Forest wird von Wissenschaftlern auf 160 Mio Jahre geschätzt. Eine Zeit, als Neuseeland noch gar nicht existierte und das Gebiet vermutlich Teil des riesigen Urkontinentes Gondwanaland war, aus dem später Neuseeland, Australien, Südamerika, Afrika, Indien und die Antarktis entstanden. So sehr die kleine Bucht aber auch Anziehungspunkt für die wenigen Touristen in dieser Gegend ist, ist sie gleichzeitig Heimat einer Kolonie von Gelbaugenpinguinen. Wir kehrten am frühen Abend zu Duncan und Ann Maree zurück, ohne einen einzigen Pinguin gesehen zu haben. Am folgenden Morgen waren wir die letzten, die zum Frühstück erschienen. Die beiden Söhne von Duncan und Ann Maree warteten im Wohnzimmer schweigend auf ihren Schulbus. Sie waren die ersten, die abgeholt wurden und die letzten, die wieder ausstiegen. Duncan hatte am Abend vorher erzählt, dass die beiden keine Freunde hätten.
"Hier", hatte er den Kopf geschüttelt, "kommt keiner raus.""

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